Die Geschichte der Friedenskapelle
Rudolf Spinner
Als Schulbub durfte ich, Rudolf, mit meinem Vater in den Südschwarzwald, ins Münstertal, um Wälderkühe zu kaufen. Ich kam sehr beeindruckt heim und sagte: „Ich baue auch einmal eine Kapelle auf meinem Hof, so wie die im Münstertal auf den großen Bauernhöfen. Die Kapelle sollte eine „Josefs-Kapelle werden“ … denn es gab über mehrere Generationen einen Josef in unserer Familie. An meinem 60. Geburtstag erinnerte mich meine ältere Schwester Monika an meine Vision von damals, eine Kapelle auf dem Spinnerhof zu bauen: “Jaaa, die kommt noch!“ – meinte ich. Und wie es so geht, durften wir mal wieder feststellen, dass „dort Oben“ schon etwas für uns vorbereitet wurde; denn im Jahr danach (2009) kam eine junge polnische Studentin, die während ihrer Semester-Ferien als Zimmermädchen in der Pension im Spinnerhof. Sie hieß Katharina und kam aus Auschwitz! Dies sahen wir als Zeichen des Himmels und wir fühlten uns an die tragische Geschichte unserer Großmutter erinnert. Denn unserer Großmutter Katharina war in den unseeligen Jahren des Nazi-Regimes großes Unrecht widerfahren. Durch Machtgier und Selbstbereicherung war es in der damaligen Zeit eine Leichtigkeit, Menschen zu verurteilen, ohne großen Nachweis ihrer Unschuld. So mussten im Jahr 1936 fünf elternlos gewordene Kinder vom Hof und wurden bei fremden Familien untergebracht. Acht Jahre war unsere Großmutter in verschiedenen Haftanstalten. Einmal kam ein Lichtblick, denn sie sollte wegen guter Führung entlassen werden. Doch bald darauf hieß es, wegen politischer Äußerung wäre sie nach Auschwitz gekommen!
Am 9. März 1944 kam sie dort ums Leben. Dem Vormund der fünf Kinder, dem Großonkel Josef Fallert, damaliger Reichsbahninspektor, ist es zu verdanken, dass der aufgeteilte Hof doch noch über die Jahre erhalten blieb, bis eine der Töchter, Brigitte, durch Verehelichung mit Albert Spinner – aus Ottenhöfen stammend – den Hof 1946 wieder zurückholte. Dabei bekamen sie auch Unterstützung durch die Familie Josef Friedmann aus Ottersweier, bei der die Tochter Brigitte nach der Schule in Stellung war. Um dem unverarbeiteten Schmerz der Familie nachzuspüren, besuchten wir – Rudolf und Monika – im Jahr 2010 das Konzentrationslager in Auschwitz. Danach beschlossen wir, dass die geplante Kapelle der Großmutter gewidmet werden solle, und dass dies eine Friedenskapelle für Versöhnung und Vergebung für Opfer und Täter werden würde.
Monika Bürk-Finkbeiner
Aus dem Leben meiner Schwester Monika: In Sasbachwalden erblickte sie am Rosenmontag 1947 das Licht der Welt. Sie ist die Älteste von uns fünf Kindern. Von klein an wurde sie in die Arbeit auf dem Hof mit eingebunden. Eine Berufsausbildung war für sie nicht möglich, denn es wurde von ihr erwartet, dass sie auf dem Hof mitarbeitet, bis ich mit der Landwirtschaftsschule fertig war. Gerne wäre Monika Modezeichnerin geworden wie ihre jüngere Schwester Cornelia, die auch im Zeichnen und Schneidern sehr talentiert war. Cornelia wurde sogar mit ihrem Gesellenstück Landessiegern. Monikas Weg führte sie in die Gastronomie. 1978, nach dem frühen Tod ihres Mannes, mit dem sie acht Jahre das Hotel Hirsch in Seebach bewirtschaftete, gab sie den Betrieb auf und widmete sich vorerst ihrem behinderten Sohn. 1982 eröffnete sie als erste Pächterin für die Gemeinde Kappelrodeck das romantische Café „Zuckerbergschlösschen“, das sie mit viel Liebe und Kreativität bewirtschaftete. Inzwischen lernte sie ihren späteren zweiten Mann Willi Finkbeiner kennen, den Besitzer des Sternehotels „Traube Tonbach“, zu dem sie 1990 nach der Aufgabe des „Zuckerbergschlösschens ins Tonbachtal zog. Wieder stand sie vor einer neuen Herausforderung, denn hier lernte sie die gehobene Gastronomie kennen und konnte auch dort ihre natürliche Kreativität mit einfließen lassen. Durch eine längere, tiefe Lebenskrise und dem tragischen Tod ihres geliebten Willi Finkbeiners eröffnete sich für sie ein neues Bewusst-SEIN. Durch die Umstellung ihrer Ernährung und beständiges Praktizieren der 5-Tibeter-Übungen, eine Yoga-Art, kam wieder Lust und Freude in ihr Leben zurück. So entfaltete sich ihr Drehtanz, den sie professionell auf bekannten Bühnen sowie in Kirchen tanzt und der für sie die große Passion in ihrem fortgeschrittenen Alter ist (siehe diverse youtube-Videos). Dass das so ist, verdankt sie ihrer Ernährungsumstellung auf überwiegend Rohkost. „Nach einem mich prägenden Leben habe ich gelernt loszulassen – habe meinem inneren Kind mehr Freiraum gegeben – vertraute dem Himmel – neue Energien wahrer Freude durchfluteten mich – und daraus entfaltete sich mein Drehtanz.“
Außer ihrer großen Passion fürs Tanzen engagiert sie sich heute für Friedensprojekte und betreut und organisiert mit Herzblut alle Veranstaltungen und Events die in unserer Friedenskapelle Sankt Katharina stattfinden. Bekannte Künstler sind in der Friedenskapelle zu Gast, Hochzeiten jeder Konfession, Taufen und Andachten finden in einer traumhaft schönen Umgebung statt. Konzerte, Lesungen und viele andere Events, über das ganze Jahr verteilt, können hier erlebt werden. Auf Anfrage gibt sie auch Rohkost-Kurse, oder besser gesagt „Frohkost“-Kurse, für gesundheitsbewusste Menschen. Für ihren geliebten Heimatort Sasbachwalden kreierte sie sogar die „frohköstliche Saschwaller Blumendorftorte“. 2017 verwirklichte sie eine länger gehegte Idee und plante den 11,2 km langen Ortenauer Friedenspilgerweg, der vom Friedenskreuz Bühl bis zur Friedenskapelle Sankt Katharina führt und am 28. Mai feierlich eingeweiht wurde.
Die Glasfenster der Kapelle
Im Chorfenster am Altar sehen Sie über dem Seerosenteich das Mandala mit der Friedenstaube, den vier Jahreszeiten, sowie auch unseren Lebenszyklus und den Elementen im Einklang mit allem Sein.
Auf der linken Seite beginnend, im Osten, sehen Sie ein Getreidefeld und darüber einen Kornkreis als Symbol für die Worte im VATER UNSER: … gib uns unser täglich Brot und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern …“
Im zweiten Fenster sehen Sie das Weihnachtsgeschehen: Freuet euch für Licht und Liebe, das Christus in die Welt gebracht hat.
Auf der rechten Seite sehen Sie – im Westen – eine Blumenwiese und darüber die BLUME DER LIEBE – der wahren, göttlichen Liebe, mit der alle Veränderungen möglich sind.
Im mittleren Fenster steht die Heilige ST. Katharina von Alexandria, die gefoltert wurde und symbolisch für den tragischen Lebensweg der Großmutter Katharina vom Spinnerhof steht.
Im nächsten Fenster über dem lebendigen Wasser, befindet sich DIE BLUME DES LEBENS: Sie ist das vollkommene Ordnungsprinzip der göttlichen Geometrie und wurde überall auf der Welt gefunden.
Über der Eingangstür sehen Sie die Würdigung der Dreifaltigkeit und unserer guten Mutter Erde, die uns trägt, die uns nährt und uns wieder in sich einbettet.
Die Türe der Kapelle zeigt symbolisch die guten Gaben und die Schönheit der fruchtbaren Ortenau.
Sponsoren
Am 26. September 2013 wurde die Sankt Katharina als Friedenskapelle feierlich eingeweiht. Ohne die Unterstützung der zahlreichen Sponsoren, deren Ideen und großzügigen Spenden, wäre das Projekt möglicherweise nicht so zügig zur Umsetzung und somit auch zur Fertigstellung gekommen. Wir, Rudolf Spinner und Monika Bürk-Finkbeiner, bedanken uns herzlichst auf diese Weise bei allen, welche zu den Initiatoren zählen, als auch bei den Unterstützern unserer Aktivitäten rund um die Kapelle.
Premium-Sponsor: Günter Bimmerle. Die Rohbaumaßnahmen erstellte unentgeltlich die Firma Eugen Pfeifer aus Ottersweier.
Eine frühere Nachbarin spendete die Glocke, gefertigt in der Glockengießerei Bachert aus Karlsruhe.
Das Dreifaltigkeitsfenster über dem Eingang spendeten Margret und Ernst Schuh aus Karlsruhe.
Den Altartisch spendete Familie Maier-Langecker aus Bernau.
Aus der Sammlung von Rudolf Spinner kommt die schöne Marienstatue mit dem Jesuskind.
Frau Monika Bürk-Finkbeiner, Schwester von Rudolf Spinner, malte als erstes Motiv ein Mandala mit der Friedentaube. Mit der Friedentaube begann alles; Monika entwarf und spendete die herrlichen Buntglasfenster für die Kapelle. Alle Glasarbeiten wurden in Groß Umstadt von der Kunstwerkstatt Robert Münch ausgeführt.
Das wunderschöne Fenster der Sakristei-Tür spendete Robert Münch aus Groß Umstadt.
Frau Barbara Maria Weingartner aus Hannover spendete den Kapellenbrunnen.
Frau Gisela Brunner aus Freiburg spendete den aus Holz geschnitzten Jesuskorpus in der Kapelle.
Klaus Oleneck. Künstler aus Sasbachwalden, fertigte und spendete den Friedensengel und Engelsflötenbüblein vor der Kapelle.
Familie Karl Wörner aus Sasbach spendeten einen 6000 Ltr. Zisternentank.
Der geniale Fotokünstler Piero Molinari stiftete viele herrliche Blumenbilder in Postkartenformat, welche die große Kraft der Schönheit des Lebens offenbaren.
Haben Sie Interesse an den Projekten und den Aktivitäten, fragen Sie uns. Eine E-Mail an post@friedenskapelle-sankt-katharina.de genügt und wir informieren Sie gerne über Möglichkeiten, geplante Projekte und Aktivitäten diese Idee zu unterstützen.